Ein Film, dessen Schwarz-Weiß-Bilder nach der Kinovorstellung, wenn man auf der Straße ist, in einem noch immer nachbrennen. Wenn sie das nicht schaffen, zünden sie ein Lichtlein an. Eine Flamme, die an das Schöne, Gute, Zarte und Vergängliche am Menschen erinnert. An seine Gefühle, die Macht in jedem Menschen, Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen, Zugehörigkeit, Geborgenheit, Heimat zu erleben.
Gute Filme schenken uns den Glauben an den Menschen zurück – nicht unbedingt den an das Erhabene, aber zumindest an die Hoffnung, dass das Leben wunderbar, nicht immer zufriedenstellend, aber doch prickelnd, überraschend, umwerfend sein kann. Sie sind Ausschnitte aus Milieus, Fallstudien von Charakteren, die in ihrem Detailreichtum das Allgemeine als menschliches Prinzip uns fühlen lassen.
So ein Film ist auch LES OLYMPIADES von Jacques Audiard. Es geht um drei Suchende, vom Schicksal Hingewürfelte, Zu- und Wegstrebende. Wenig Substantielles steht auf dem Spiel, aber doch alles, was sich hinter unseren Herzen verbirgt. Kurz: Die unheimliche Macht, die unser Tun, unsere Entscheidungen, unsere Persönlichkeit durchwirkt.
Es geht um Herzschmerz, unerfüllte Liebe, um Irrtümer, die im Namen des Egos gemacht werden.
Bezeichnend ist für diese Menschen, dass es nicht die Wohnungen sind, die ihnen passende, erfüllende Beziehungen zu ihren Mitmenschen ermöglichen. Sondern der schnöd flackernde Bildschirm, der Abziehbilder aus dem Leben präsentiert, Menschen zu Dienstleistungsmomenten verwandeln kann und sie in den Verkehr von Waren und Gütern einreiht.
Ein schöner, dramaturgisch herausragender Moment: Die Helden Nora wird an der Uni gemobbt, sie braucht den Rückhalt ihrer Heimat. Doch am Telefon wird sie daran erinnert, dass sie nicht zurück kann. Ein Schnitt folgt und wir merken, dass die Heldin mit neuer Energie an ihr Problem herangeht und den Schritt zurück in die Komfort-Zone nicht, niemals gehen wird.