In Peter Jackson’s nun kanonisch gewordenen Mittelerde-Filmen fällt auf, dass die Filme dramaturgisch immer wieder auf dasselbe Muster zurückgreifen, wenn eine Stadt belagert wird: Die Menschen bangen, ziehen sich zurück in die Eingeweide der Burg, es regt sich mal starker mal schwacher Widerstand. Schließlich scheint alle Hoffnung verloren. Dann reiten sie heroisch gegen den Feind raus und werden mit dem Triumph – deus ex machina – belohnt. Im letzten Film treiben sie den Ausfall sogar bis vor die Tore des bösen Herrschers.
Dieses Verhaltensmuster findet sich dramaturgisch in allen Filmen von HERR DER RINGE, aber auch in dem Prequel der HOBBIT-Trilogie. Die Belagerten müssen vor dem emotionalen Finale einen Ausfall machen, weil sie sonst nur passiv zum Zuschauen verdammt wären. Sie würden die Geschichte nur erleiden statt mitzuwirken. Und wir wissen: Helden sollten aktiv gestalterisch in die Geschicke der Welt eingreifen.
Zum anderen aber findet sich ein anderes, altes, bewährtes Dramaturgie-Prinzip im Moment des Ausfalls wieder: Die dramatische Struktur des Melodramas muss oft für die Geschichten aus Mittelerde herhalten. Das Mitleiden, das Erleiden, die Kümmernis, das Hinnehmen des Schicksals trotz all der Anstrengungen, die man gemacht hat, um sein Leben anders zu gestalten, werden am Ende erlösend bewältigt. Und zwar nicht durch eigene Kraftanstrengung, die angesichts der schieren Übermacht – bestenfalls – nichtig ist. Sondern durch die Hilfe von Freunden, Verbündeten usw.
Rettung wird nur denen zuteil, die bemüht sich, aus eigener Kraft den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.