SEINFELD

Die Entwicklungen der Technologie ziehen selbst Serien-Klassiker wie SEINFELD mit. Selten habe ich mich so sehr auf einen Netflix-and-Chill-Abend mit einer meiner Lieblingsserien gefreut, nur um zu entdecken, dass etwas nicht stimmt. Das Irritierende war die neue Aspect-Ratio, die wichtige Details aus dem Bild schneidet und die Körper der Darsteller auf Gesichter reduziert.

Blöd, wenn solche Figuren wie Kramer aber mit dem ganzen Körper den Raum bespielen. Ein gemindertes SEINFELD-Vergnügen auf Netflix. Aber SEINFELD ist und bleibt trotz des geminderten Vergnügens noch immer genial. Und hier sind schon einmal meine absoluten Favoriten aus Staffel 4:

In der siebten Folge – Die Liebesbriefe – richtet die Gang in gewohnt unabsichtlicher, aber doch unausweichlicher Manier den Vater von Susan zugrunde, als sie – als ob es nicht genug war, dass sie seine Hütte abgefackelt haben -, nun auch noch seine Affäre vor Ehefrau und Kindern aufdecken.

Die Jungfrau in der neunten Folge der Staffel ist mittlerweile als Ikone in die Pop- und Medienwelt eingegangen und verliert ihren Jungfräulichkeit in der drauf folgenden Episode – der Wettstreit -, die zu den Klassikern gehört. Der Wettstreit geht unausweichlich weiter. Der Sieger der Herzen ist am Ende nicht George, sondern der Verlierer der ersten Stunde: Kramer, der sich mit der nackten Nachbarin trifft. Erst im Flugzeugabsturz in der neunten Staffel offenbart George Jerry und der Welt, dass er betrogen hat. Hier glaubt man es ihm aber, dass er fair spielt.

In „Ein gewisses Etwas“ – die zwölfte Folge – passiert Elaine ein Nippel-Gate. Die Andeutungen, die Blicke und das dezente Hindeuten auf den sichtbaren Nippel tragen zu einer schönen Folge bei, die zurückhaltend und doch markant das fleischliche Thema behandelt. Wie einfach wären hier obszöne oder vulgäre Witze oder Klamauk hinzufügen – die werden aber bewusst und gekonnt gemieden.

Die Folge mit den Schuhen von Elaine – Folge fünfzehn – schließlich wirft die Frage nach der Männerperspektive auf. Das Verdienst der Folge: Die Männer bleiben ratlos zurück, während Elaine voll aufdreht und am Ende den männlichen Blick gegen den Mann, in Form des NBC-Bosses, in Stellung bringt.

Das Bekenntnis, die drauf folgende Episode, verwendet den legendären Satz: Not, that ist anything wrong with it, immer dann, wenn es um den Verdacht der Homosexualität geht. Großartig. Das liberale Bekenntnis, LGBTQ+-Rechte ernst zu nehmen, begleitet in einem prägnanten Satz das hetero-neurotische Unbehagen, selbst für homosexuell gehalten zu werden.

In der Folge mit dem Implantat, Folge achtzehn, folgt ein weiterer genialer Satz: They are real and they are spectacular! Jerrys Freundin spricht damit ihre Brüste von Jerrys und Elaines Verdacht frei, dass sie fake sein könnten. Last Line der Folge.

In der Folge mit der Pfefferminztablette schließlich, Episode neunzehn, wird die Gang noch einmal bravourös in ihrer selbstzentrierten Art, sich selbst und andere mit Nichtigkeiten zugrunde zu richten, vorgeführt. Himmlisch!

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