YESTERDAY

Danny Boyle verwebt den Zuschauer gekonnt in die ins Leere laufenden Bemühungen Jacks ein, endlich einmal als Musiker sich zu etablieren, von der Kunst leben zu können.

Doch das Schöne, Erfrischende und Betörende bei YESTERDAY ist nicht die Parabel des aufsteigenden Künstlers, des Genies, der keiner ist und nie sein wollte, und auf dem Weg zu der Spitze lernen muss, worauf es im Leben wirklich ankommt. Sondern die Liebesbeziehung zu seiner ge-friendzoned Freundin Ellie. Sie fährt ihn von Auftritt zu Auftritt, applaudiert ihm wacker in leeren Bierzelten zu, glaubt als einzige an sein Talent – und das weniger aus objektiven Gründen, sondern weil sie in seiner Nähe sein möchte, ihn liebt.

Das ahnt der Zuschauer im Gegensatz zu Jack natürlich sofort. Und es ist der einzige Fehler des Films, dass er solch eine attraktive und talentierte Hauptdarstellerin hat, dass es schwer ist zu glauben, dass Jack – trotz aller künstlerischen Sensibilität doch ein heterosexueller Mann – wirklich sie in die Schublade der ewigen Freundin stecken konnte.

Doch schlucken wir wohlwollend diese Pille entfaltet sich vor uns ein wunderschöner, herzenswarmer Film. Bemerkenswert fand ich, wie der Film den Aufstieg des erfolglosen Künstlers erzählt. Hier wehen nicht mehr Zeitungen an, drängen sich hysterische Stars auf, auch verliert sich der Künstler Jack nicht im Koks-Puder von Sex-Orgien. Nein, er wandelt durch eine klinisch leere Halle, die von digitalen Bildschirmen erhellt wird. Die Bildschirme stehen für die Welt. Herzen aus Bytes entschweben in artifizielle Himmel und versinnbildlichen, dass Jack, dem Niemand aus einer englischen Küstenstadt, die Herzen der Welt zufliegen.

A STAR IS BORN, durchaus, aber im 21. Jahrhundert.

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