48 HOURS

Walter Hills 48 HOURS belebt den Retro-Chic der 80er. Chinatown, Autoverfolgungsjagden in San Francisco, Neon-Lichter und der Korn des Filmmaterials wirken sehr vertraut. Wenn man den Film heute sieht, fällt sofort die Kälte auf, mit der Tote abgehandelt, Ermordete verschwiegen, Erschossene links liegen gelassen werden. Der Tod von Cops taugt nur als Zündstoff für einen Konflikt, nicht jedoch um Gewalt zu verurteilen, zu trauern oder einen Verlust zu beklagen.

Der Film macht aber so oder so Spaß. Das liegt nicht nur am Regie-Stil von Walter Hill, der in der Großstadt San Francisco einen Western inszeniert, komplett mit Großaufnahmen, die mit Totalen zwischengeschnitten werden. Die moderne, im künstlichen Licht rot, gelb grün pulsierende Stadt verkommt so zu einer nächtlichen Landschaft. Die Stationen, die Jacke und Reggie aufsuchen, erinnern sehr an Western-Motive: Das Übernachten und Warten, die Kneipen, die Salons und Gefängnisse. Das Pferd wird eingetauscht gegen Autos, der Colt gegen Waffen größeren Kalibers.

Aber bleiben wir bei Jacke. Nick Nolte spielt den schäbigen, streitsüchtigen aber fairen, verlässlichen aber eigensinnigen Cop mit seiner ganzen Körperlichkeit. Ich habe mich gefragt, warum ich Jacke so mag. Eigentlich sollte es mir leicht fallen, ihn zu hassen. Er streitet sich permanent. Aber es gibt zwei Szenen, die sauber aufzeigen, dass hinter seinem Hang zum wörtlichen und körperlichen Raufen ein netter Kerl, ein Mann mit Herz weilt.

Die erste Szene spielt zuhause ab. In der Nebenhandlung mit seiner Freundin streitet er, sieht aber kurz vorm Abgehen ein, dass er Mist gebaut hat. Wenn Figuren Fehler eingestehen können, sind sie uns automatisch sympathisch.

Eine andere Szene – sie wirkt leider arg konstruiert, zugegeben – unterstreicht, dass sich Jacke für seine Leute einsetzt. Zum Beispiel als sein Com-Kollege bedroht wird, da geht Jake dazwischen. Trotz all der Warnungen.

Die Entschlossenheit, für andere einzustehen, sich für andere einzusetzen und zu seinem Entschluss zu stehen – in guten wie in schlechten Zeiten – macht diese Figur zugleich emphatisch nachvollziehbar und larger than life.

Nach fast 40 Jahren – noch immer ein toller Film.

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