Für mich ist die Interpretation von Michael Keaton maßgebend. Ein Mix aus Gothic und makabrem kleinen Jungenstreich. Der Film steht ganz im Zeichen eines kleinem Jungen, der sich versehentlich in einen Erwachsenenkörper verirrt hat, überfordert und zerstreut in einem Anwesen lebt, das genauso in Disneyland stehen könnte. Und wie so kleine Jungen tun, hat er sich gleich eine Höhle gebaut und erlebt von dort aus seine Abenteuer.
Überhaupt leben die Figuren, und das merkt man mit dem Abstand von über dreißig Jahren zum Produktionsjahr ganz besonders – überhaupt leben die Figuren ausschließlich in den Bildern. Sie haben keine Vorbilder, die sich im Diesseits der Leinwand, in der Wirklichkeit finden lassen. Sie sind Zitate an das Klassische Kino Hollywoods. Nicht umsonst spielt Jack Palance einen Bösewicht, den eine Ikone des New Hollywood umbringen muss, kein anderer als Jack Nicholson.
Tim Burton zitiert somit Filmgeschichte selbst, die sich selbst reflexiv gebrochen zitiert. Das Set Design und das Kostüm vervollständigt die Anspielungen an die klassischen B-Movies, an Gangster-Filme, die das Genre begründet haben.
Selbst die Frauenfigur ist, trotz der besten Intentionen von Kim Basinger, doch eine Ausgeburt einer dominant männlichen Fantasie, die sich bestens im Gangster und Hollywood-Kino auskennt.
Michael Keatons Batman IST der richtige Batman. Nicht der psychologisch wunderbar motivierte, mit Traumata und Bewältigungsarbeit brav nachvollziehbar gezeichnete Batman eines Christopher Nolan und Christian Bale. Nein, dieser Batman ist Kind, bleibt Kind und mag es auch nicht wesentlich ändern, als er eine erwachsene Frau kennenlernt und sich verliebt.
Das direkt gegensätzliche Figurenverhältnis zum Joker ist ein schnörkelloses Konkurrenzverhältnis: Wer hat die schönere Frau, wer hat die größeren Spielzeuge und Waffen. Damit bleibt auch dies artig infantil, nie komplex, und auf keinen Fall anspruchsvoll.
Michael Keaton schafft es, diesen infantilen, mit der Erwachsenenwelt überforderten Batman spürbar und realistisch zu spielen – realistisch in dem Sinne von: eindeutig genug, dass wir uns mit ihm identifizieren und sein Leiden spüren können.
Tim Burtons BATMAN (1989) bleibt trotz all der Alterserscheinungen ein Genuss!