MILES – DER UNGLÄUBIGE SPIDERMAN

Spider-Männer, -Frauen und -Schweine unter sich (Sony Marvel Pictures)

SPIDER-MAN: INTO THE SPIDER-VERSE widmet sich einer neuen Origin-Story des allbekannten Helden. Und das macht der Film wirklich gut und lustig. Man bekommt eine Ahnung davon, mit welcher Wucht die Musik und die bunten Bilder über den Zuschauer im Kino hereinbrechen könnten, wenn wir heute notgedrungen in unseren Wohnzimmern statt im Multiplex den Film sehen.

Der Film muss die Entwicklung des Helden wider Willen zum Spider-Man nachzeichnen. Alles schön und gut. Doch den eigentlichen Schritt, warum in Miles plötzlich die Kräfte erwachen, den konnte ich nicht nachvollziehen. Das wird einfach übersprungen.

Ein Vergleich drängt sich auf. Auch in THE MATRIX wird das Hochhaus-Springen zum Zeichen einer Initiation. Hier ist es Neo, der den Helden wider Willen spielt, er glaubt nicht an sich, kann es nicht fassen, dass Morpheus ausgerechnet ihn zum Retter der Menschheit machen möchte.

So hoch schwingt sich Miles noch nicht. Trotzdem entwachsen auch ihm Superkräfte. Nur anders halt.

Warum überzeugt mich Neos Entwicklung eher als die von Miles?

Der Grund ist, dass der Held im Akt selbst entdecken muss, dass er das Zeug zum Supermenschen hat. Neo glaubt keine Sekunde daran, dass er es schafft. Erst seine Taten beweisen ihm, dass er es kann.

Bei Miles hingegen wird eine Gefühlsverletzung nachgezeichnet, die dazu führt, dass er sich selbst überwindet und Superkräfte an den Tag legt. Alles schön. Aber ich glaube ihm keine Sekunde, dass der von der Story vorgeschobene Grund wirklich Grund sein kann für die Entfesslung seiner Kräfte (buchstäblich: er entfesselt sich selbst und ätzt das Seil weg … oder so ähnlich).

Wenn der Held im Akt selbst entdecken muss, dass er das Zeug zum Helden hat, dann ist das spannender für den Zuschauer. Denn somit verkommt die Action-Nummer im dritten Akt des Films nicht zu einer Zirkusattraktion mit vorhersehbarem Ausgang. Sondern wird innerlich aufgeladen, wir nehmen teil am Bemühen des Helden, sich für eine Sache ins Zeug zu legen, wissend, dass er nicht das Zeug dazu hat, hoffend, dass er es doch schafft.

Herrlich. Und noch eine Sache ist in solch einer Auserwählten-Story wichtig: Es braucht jemanden, der an einen glaubt. Bedingungslos. Bei MATRIX ist es Morpheus, doch sein Glauben selbst ist eine Handlung, er muss seine Überzeugung, dass Neo der Auserwählte ist, gegen jede und alle behaupten.

Morpheus, der Fanatiker.

Aber diesen Fanatismus braucht es, um jemanden davon überzeugen zu können, dass er auserwählt ist. Das fehlt leider den Spider-Man-Universen.

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