THE WIRE UND DER WHISTLE BLOWER

Still aus der Serie THE WIRE (via Vanity Fair)

Das stillgelegte öffentliche Leben im Lockdown bietet eine gute Gelegenheit, eine der besten Serien des Jahrhunderts neu zu entdecken. THE WIRE ist DIE Serie schlechthin, ein dramatisierte Zustandsbeschreibung Baltimores in der Bush-Ära. Ein Amerika, das sich hartnäckig weigert, seine Ideale aufzugeben; das daran glaubt, dass es so etwas wie „The Game“ gibt, ein Spiel mit Regeln, in denen jeder eine Chance bekommt, der bereit ist, die Anleitung zu lernen.

Heute, nach Trump, mutet THE WIREs Weltsicht naiv an, zugegeben.

Was ist der Motor der Geschichte in der ersten Staffel? Polizei gegen organisiertes Verbrechen, eine klassische Konfiguration, Figuren, die sich diametral gegenüberstehen. Das kennen wir alles nicht nur von Western, auch das Gangster-Genre bietet den gewohnten Mix der Elemente.

Doch THE WIRE geht weiter. Die Konstellation von Cops gegen die Drogendealer gewinnt auf einmal eine neue Dramatik, als ein Whistleblower in Erscheinung tritt. Es ist McNulty, der seinen Vorgesetzten ein größeres Problem wird als die Verbrecher, die sie angetreten sind, um zu bekämpfen.

McNulty lässt nicht locker. Und ihm gesellen sich andere Disruptoren, Whistleblower, die den Resonanzboden ihrer Milieus zum Vibrieren bringen. Da ist zum Beispiel der Gangster D, der zunehmend seine Rolle als Verbrecher in Frage stellt, ein Mann, der sein Herz für sensible Jugendliche in den Projects entdeckt. Da ist aber auch Omar – was wäre THE WIRE ohne Omar! -, der die Regeln des Spiels Cop-Verbrecher kennt, aber wie ein Joker mal für die eine, mal für die andere Seite spielt.

Schließlich ist die titelgebende Apparatur selbst, das groß angelegte Abhörung-Projekt, eine Schnittstelle zwischen mehreren Behörden und Abschnitten, ein Disruptor, das am Ende der Staffel einen mächtigen Drogenschmuggler-Ring dem Gericht zuführt.

Aber wir lernen auch die „Opfer“, die Wehrlosen kennen, die Kunden der Dealer. Auch in dem Milieu findet sich einer, der es anders machen möchte, als seine Mitmenschen. Es ist Bubbles, ein erfahrener Junkie, der Polizeispitzel wird und vom Ausstieg träumt – auch der Traum ist teil des Spiels, das lernen wir mit ihm zusammen.

Großartig. Die Serie baut unterschiedliche Milieus auf, die gegeneinander oder komplementär zueinander aufgebaut sind. Und bringt sie durch eine Figur, die es auf sich nimmt, gegen das eigene Milieu vorzugehen, in Bewegung. Das ist das Prinzip des Plots in der ersten Staffel.

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