Der neue Netflix-Film THE OLD GUARD, eine Comic-Verfilmung und der Beginn einer Marvel-ähnlichen Superhelden-Saga, ist bestimmt kein guter Film. Doch er beweist Herz, Wärme und einen Humanismus, den nur die Über-Menschen in der Lage sind, mit Worten und Gebärden auszufüllen.
Die Untoten werden zu Immer-Lebendigen, Menschen, die nicht altern, nicht sterben. Was eine Gabe und ein Fluch für Vampire war, ist nun Schicksal. Die Alte Garde lebt. Sie sieht ihren Lebenssinn, mehr als wir normalen Erdenbürger, in den Beziehungen, die sie zu anderen Menschen (in Not) knüpft. Die Alte Garde errettet. Und mit jedem Menschen, dem sie begegnet, schiebt sie die gesamte Menschheit in Richtung des Guten.
Eine Comic-Verfilmung. Wen wundert es, dass solche Bedeutungsschwere erzeugt werden muss, um die Leichtigkeit und flüchtige Brutalität der Action-Szenen einzufangen, auszugleichen? Immer gilt: Gewalt im Dienste der Menschheit.
Die Gewalt-Skeptiker werden nicht auf ihre Kosten kommen. Für alle, die aber bereit sind, Gemetzel und Action als Ausdruck von seelisch verwundeten Figuren wahrzunehmen, bietet der Film eine gelungenen Start in eine Welt voller Figuren, die es gut meinen, aber schnell viel schaden anrichten.
Die Figuren haben kein psychologisches Innenleben. Jedenfalls wirkt es so, wenn man die schlecht geführten Bösen, die wandlungsfähigen Verräter und die skrupellosen Rookies erlebt.
Trotzdem ist der Film schön. Denn er möchte ein Argument sein für eine Welt, in der das Menschlichste über jedem Mittel-Zweck-Gedanken steht.