Soderbergh hat ein gutes Gespür für das Timing zwischen den Szenen. Doch bei THE BOURNE IDENTITY funktioniert es auch gut: Oft sitzen und sprechen die Figuren nur, besonders in Agenten-Dramen, in denen bedeutsame Entscheidungen getroffen werden. Doch etwas Abwechslung will man dem Zuschauer dann doch bieten: Wie werden zwei Sitz-und-Sprech-Szenen verbunden? – Durch eine inhaltslose Szene, in denen eine Figur durch den Gang läuft.
Diese Szene ist substanzarm, aber nicht bedeutungslos. Sie hat gleich mehrere Funktionen:
Sie perspektiviert die Geschichte – wir wissen auf einmal, bei wem wir mitgehen sollen: Für Furcht, Hass, Sympathie, Mitleid usw. müssen wir zuerst Zeit mit der Figur verbringen
Die Gang-Szene lässt die Story „atmen“ – man kann nicht ständig von Plot zu Plot zu Plot springen.
Solch ein Szenenfüller dient nicht nur der Dramatik, sondern verleiht der Figur via Assoziation – Kraft, einen inneren Drall. Die Figur bekommt Tiefe, und das fern von jeglicher Bedeutunserzeugung im Plot.
Ein Beispiel aus THE BOURNE IDENTITY: Es gibt ein CIA Briefing, dann begleiten wir einen der dort anwesenden Männer aus dem Raum, er läuft durch Gänge – die Musik raunzt und trommelt –, dann sitzt derselbe Mann in einer leeren Cafeteria einem Kollegen gegenüber.
Die Szene auf dem Gang ist unnötig für die Geschichte, beeinflusst aber die Erfahrung des Films ganz wesentlich.
Der CIA-Agent erscheint auf einmal bedrohlich, getrieben, eine Macht, die schwer zu stoppen ist. Statt ein zahmer Desk-Hocker, ist er ein Go-Getter. Und das alles wird allein durch eine inhaltlich unbedeutende Szene ausgedrückt.
Eine großartige Sammlung solcher Walking-Szenen findet sich übrigens im Werk von Steven Soderbergh.