Superhelden aus Paralleluniversen haben den Sprung geschafft: Sie existieren nicht mehr ausschließlich in den Händen von Teenagern in Form von Comics. Sie unterhalten Jung und Alt weltweit. LOGAN – THE WOLVERINE (2017) ist in der Hinsicht ein gutes Beispiel.
Dabei überrascht aber das Mainstream-Tentpole (X-Men), das für Teenager konzipiert ist, mit alternden, dahinsiechenden Männern (Logan und Charles) statt mit Schülern im Fegefeuer der Liebe und ihrer Superkräfte.
Keine Love-Interests, keine Teenager. Stattdessen: Kinder und Greise, die Horror erlitten haben und nun lernen müssen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Klassischer Wolverine-Stoff bei LOGAN, dasselbe Thema prägte auch den titelgebenden Charakter im ersten X-Men-Film aus dem Jahr 2000.
Humanismus ist hier das Zauberwort, die Superhelden (de facto: „weniger“ Mensch als die Menschen und doch „mehr“ wegen ihrer edlen Gesinnung) – die Zauberformel.
Es braucht den Zu-kurz-gekommenen, um Reichtum einzufordern. Der Überfluss ist in diesem Sinne rein ideell und führt schließlich zur moralischen Überlegenheit der Freaks.
Das Drehbuch ist meisterhaft, flawless. Unter diesem Link zu finden.
Die filmische Umsetzung des Stoffs stellenweise überraschend unpathetisch – und das eher im negativen Sinne. Trotzdem ein toller Film.
Besonders überzeugend und als Idee charmant fand ich die permanente Wiederkehr von Logans Tod: Von Szene eins an lernen wir ihn liegend, besoffen oder benebelt, geschunden und erschlagen, aufgespießt und erschossen, zerquetscht und aufgespießt kennen. Und er steht doch wieder auf, für einen Menschen. Das ist die Charakterzeichnung, auch der Prozess: Ein Mensch, der eigentlich tot sein müsste, erhebt sich noch ein Mal, noch ein Mal, wird er es noch einmal schaffen? – Das ist die Prämisse der Figur, die Spannung, die den Zuschauer bei Laune hält.
Dieses Töten und Wiederauferstehen erfolgt mit solch einer Regelmäßig- und Glaubwürdigkeit, dass manche Propheten neidisch werden könnten.
Den Körper entstellen Stigmata des Einsatzes für die eine, die richtige Sache, für den Humanismus. Es sind Zeichen der Unbeugsamkeit.
Das Endbild (+++ SPOILER +++) gibt dem Leidensweg der X-Men den gebührenden Abschluss: Das christliche Kreuz wird um neunzig Grad gedreht und stellt nun ein X dar, ein Grabstein für den letzten X-Men. Ähnlich wie die Mutanten die Gestalt wechseln auch die Werte der Christenheit die Form.
„Logan“ konnte gerade durch seine Loslösung vom Marvel-Standard-Prozedere bei mir punkten, war es doch mehr Drama als Action und führte seinen Protagonisten konsequent zum Ende seines Weges.