THE WITCHER bedient sich eines einfachen Prinzips für nicht-menschliche Figuren. Mit solchen Filmen wie WALL-E hat sich Pixar desselben Schemas bedient: Die künstliche Figur ist menschlicher als die Menschen selbst.
Sarkastisch reden und dann humanistisch handeln – die Gegensätzlichkeit im Charakter zieht die Sympathie der Zuschauer an wie ein Magnet.
Wunderbar.
Was in der Netflix-Serie weniger gelungen ist – und das ist vermutlich der Grund, warum es eine Webseite wie diese gibt – ist das Plotting und der Weltentwurf.
Ich verstehe mich als nicht ungeübten Serien-Gucker. Trotzdem hatte ich nicht nur Mühe, manche Wendungen, Figuren-Entwicklungen und vor allem: die Fähigkeiten der Menschen und Magier einschätzen zu können und überhaupt – zu verstehen. Es hat für mich an manchen Momenten auch einfach keinen Sinn gemacht und wirkte wie ein schlecht ausgedachter Fantasy-Film aus den 70ern.
Eine Lektion haben die Macher aber nach FRONTIER gelernt: Wenn man über einen A-List-Star als Lead verfügt, wie in der kanadischen Serie es Jason Momoa war, und mit einem viel zu niedrigen Budget, um ein üppiges und visuell ausladendes Szenenbild zu erschaffen, kombinieren muss – dann sollte man stark am visuellen Look arbeiten.
FRONTIER ist historisch, soll alt wirken und möchte eine längst vergangene Welt lebendig machen. Zwar fliegen da keine Drachen rum und es gibt auch keine Schlösser zu sehen, trotzdem sind die Sets so nicht mehr heute vorzufinden. In der Hinsicht ähneln sich beide Serien. Im Rückgriff auf einen gutgebauten Action-Star mit symmetrischen Gesichtszügen – auch.
Kanada aus der Zeit der Büffel-Jäger weckt Mitleid. Und zwar nicht für die Menschen, sondern für die Macher der Serie: Die Szenenbildner haben die Szenen gebaut wie für einen Kinofilm, sie durften sogar etwas Geld verwenden, um sie einzurichten – aber sie haben nicht mit dem Kameramann gerechnet, der die Sets gnadenlos wie einen Historienfilm ausleuchtet.
Armut verträgt kein grelles Tageslicht. Auch nicht, wenn das Licht aus Kino-Flo-Leuchten stammt.
THE WITCHER hingegen schafft einen einzigartigen Look, der gleichzeitig das haptische der Oberflächen ausstellt und zugleich, durch Weichzeichner und Unschärfenfilter, den leeren Innenräumen eine atmosphärische Bearbeitung zugute kommen lässt.
In ihren schwachen Momenten erinnert die Serie an kitschige Hollywoodfilme, die ihr Zielpublikum verfehlen. Aber sonst: unterhaltsame acht Folgen.