
Der Clou bei THE STING ist die Verbrüderung – eigentlich alles Männer – der Trickbetrüger gegen den Bully Lonnegan (der Name spielt auf „lonely“ und „gun“ an: der Einzelkämpfer). Die Masse der Freaks and Geeks, der Enthusiasten und Experten der zwischenmenschlichen Kommunikation auf der Straße gegen den Gangster im Schoß seiner Samtvorhänge.
Das humanistische Prinzip „Alle für einen“ findet zum ersten Mal eine edle Umsetzung im sonst menschenverachtenden Ruf „Alle gegen einen“ der Schlächter.
Die Trickbetrüger kommen zusammen, um den Tod eines der ihren zu rächen. Obwohl Rache hier zu viel gesagt ist. Das findet nicht statt, der Film versucht nicht, das Planen, Hinters-Licht-Führen und Ausbaldowern als einen dramatisch-tragischen Akt des Widerstands gegen einen Monopol-Kapitalisten darzustellen.
So viel Kommunismus kann um 1973 in den Vereinigten Staaten nicht erlaubt gewesen sein.
Dafür ist er zu klug, der Film ebenso wie sein listiger Star – oder alle beide, der junge und der alte.
Der Film erinnert an Fritz Langs „M – eine Stadt sucht einen Mörder“. Das liegt vor allem daran, dass dem Gesindel der Großstadt zwar kein Geld, dafür aber Stolz und ein solider Ehrenkodex zugestanden werden.
Schlussendlich eine kritische Bemerkung zu diesem Klassiker des New Hollywood: Der ganze Film ist zwar schön erzählt und nicht umsonst ein Lehrbeispiel der klassischen Filmdramaturgie.
Trotzdem kann das Ende nicht verschleiern, dass hier ein Menschenleben umsonst geopfert wird. Und das widerspricht den brüderlichen Idealen der Trickbetrüger.
Der Tod eines Betrügers – nicht umsonst heißt er Luther: Lutherianer sind Fürsprecher einer (meist) humanistisch gesellschaftlichen Bewegung, ihr Tod, wie z. B. bei Martin Luther King, ein Mahnmal –, der Tod kommt billig, lässt sich schwer in Geld aufwiegen. Das wissen alle Protagonisten und lassen sich trotzdem auf den gewagten Plan ein, um dem Mörder eins auszuwischen.
Wird hier der Wert eines Menschenlebens nicht ganz buchstäblich – verspielt?