DESTROYER nutzt die Perspektive der Heldin mit Bravour

eine Eltern-Kind-Harmonie, die sich nicht einstellen will (Promobild, 30West)

DESTROYER nimmt sich die nötige Zeit, um eine geradlinig erzählte Handlung zu verlangsamen. Ein Cop, der sich ein letztes Mal den Dämonen stellen muss, die ihr Leben aus der Bahn geworfen haben. Konsequent arbeitet sie sich an der Unterwelt ab, verfolgt Spuren, die sich später genretreu in Geldübergaben, Autoverfolgungsjagden und Schusswechsel verwandeln.

Der Film konzentriert sich ganz auf die Perspektive der Heldin, des Bad Cop, in dieser Hinsicht eher: der abgehalfterte Bulle, der eine letzte Chance bekommt. Ein letztes Auflehnen gegen die Fügung des Lebens, die die tiefsten Narben schlägt.

So viel Beschäftigung mit der Vergangenheit zermürbt selbst den fröhlichsten Zuschauer. Und so muss sich Erin, Nicole Kidman in unnachahmlich ästhetischer Hässlichkeit, um die Tochter kümmern, die unerwartete Frucht vergangener Tage , Versprechen eines Neuanfangs, der sich fern von der Mutter vollziehen soll. Es geht also auch um die Zukunft. Das Glück wird fern der Mutter stattfinden.

Die Erzählung spult sich konsequent geradlinig ab. Die Flash-Backs, die uns die Backstory-Wound elliptisch näherbringen, um sie zum Finale des Films zu enthüllen, wollen nicht überraschen. Sie bauen aufeinander auf und jeder Zuschauer, der nicht zum ersten Mal einen Film über Bad Cops, Gangster und Großstadt-Menschen gesehen hat, ahnt auf Anhieb, wohin der Weg führt.

Es fällt auf, dass die Backstory, das Ereignis von vor siebzehn Jahren, einer Zustandsbeschreibung gleicht. Wenig ist dramatisiert, und das Wenige auch noch nachlässig. Die Russisches-Roulette-Szene des Bösewichts wurde in der Filmgeschichte so oft verwendet, sie sollte von den Filmgöttern verboten werden.

Natürlich wird Erin schwanger, klar, die gewöhnliche Konsequenz für die meisten Heldinnen, die sich von ihren Gefühlen den Weg weisen lassen, im Gegensatz zum Arbeitsethos der Männer auch andere Dinge im Kopf haben, als die Umwandlung von Energie in Erfolg. In dieser Hinsicht merkt man dem Film an, dass er von Männern geschrieben wurde.

Aber zum Glück gibt es Karyn Kusama. Herrlich, wie sie mithilfe von Julie Kirkwood Kaliforniens winterliches Licht einfängt, der Kamera jegliche Aufsicht auf die Figuren verweigert und sie immer näher zur Erde, auf den Asphaltboden, zwingt – die Kamera, aber auch die Heldin.

Schließlich sinkt Erin auf den Boden. Der Höhepunkt des finalen Flashbacks, der auch die Klimax einer Reihe an Begebenheiten ist, in der sich Erin kotzend, mit blutiger Nase oder gebrochenen Rippen auf blank glänzenden Marmorböden, matten Linoleum-Fluren oder staubtrockenem Asphalt fluchend und stöhnend windet.

So konsequent habe ich selten die Umsetzung einer Drei-Akt-Struktur erlebt. Die Dramaturgie des Films ist ein Lehrbeispiel für Mainstream-Audience-Führung. Nicht nur deshalb ein Filmgenuss.

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