Die 10 Gebote für Heist-Movies

BABY DRIVER ist ein gelungenes Beispiel für einen Heist-Film. Der Film steht in einer langen Tradition von Filmen wie HEAT, THE TOWN, Jean-Pierre Melvilles LE DEUXIÈME SOUFFLE u. a.
Was macht BABY DRIVER zu einem klassischen Genre-Film des Heist-Genres?
- Die Überfälle: Die Teams werden zusammengetrommelt und überfallen Banken; jeder in der Gruppe hat eine klare Funktion; in der Hinsicht ähneln die Räuber-Banden immer den Filmteams selbst: auch hier kommen Menschen zusammen, um ein Projekt fertigzustellen. Entsprechend gibt es ein Kickoff-Meeting, den Akt an sich und dann das Ende, die Scheidung der Partner
- die Truppe ist immer professionell, eingespielt; kein Raum für Stümper, und wenn doch, dann ist es der Beginn vom Ende
- Die Welt der Polizei wird entweder ganz ausgeblendet – oder als Gegenwelt zu den Gangstern kenntlich gemacht (HEAT). Man kann beide Milieus aber nicht mischen, die Polizei ist entweder stark mit eigenem kompetenten Ermittlern – oder quasi nur als Gegenkraft beim schiefgegangenen Überfall zu spüren
- Es muss immer einen geben, der böser ist, als die Bösen. Double-Crossing, neue Allianzen werden wichtig und erhöhen „the odds“ der Überfall-Serie
- Es ist der letzte Job des Protagonisten, danach hört er auf; eigentlich ist er ein Einzelkämpfer, er ist irgendwie anders als die Team-Mitglieder
- Die Liebe: Neben dem Räubertum entdeckt der Protagonist eine Frau – und sein Herz für eben diese. Die lebensverändernde Liebe in weniger als einer Stunde: Der Film hat nur wenige Szenen, um die Chemie und die Kraft dieser neuen Beziehung verständlich zu machen
- Kein Happy-End; der Protagonist muss am Ende sterben, oder zumindest ins Gefängnis gehen; keine Flucht in die Abendröte, auch wenn er dies wünscht
- Er kann nicht anders – es geht den Räubern nicht nur um Geld, sondern auch um einen Lifestyle, sie leben für den Augenblick und genießen den Rausch des „Bad-Boy-tums“
- die Pragmatiker: es geht nie um Ethik oder aktuelles Tagesgeschehen der Politik, die Räuber haben einen eigenen Code, ein eigenes Gesetz; entsprechend brauchen sie kein Gericht und keine Polizei, um Strafen zu verhängen; sie sind ähnlich wie Judge Dredd Henker und Richter zugleich
- Die Großstadt: Überfälle und Verfolgungsjagden finden auf Asphalt statt, zwischen Hochhäusern, führen über und unter Brücken hindurch; ländliche Landschaften kommen selten in Heist-Filmen vor
Heist-Filme sind also keine Gangster-Filme und gehören noch weniger dem Mafia-Genre an.
Bricht The Town nicht deine 8. Regel? Ich meine mich zu erinnern, dass die Gang ihren Lebensunterhalt mit den Überfällen bestreitet.
Stimmt, guter Hinweis! Bei HEAT wird betont, dass das Leben des Heist-Gangsters seinen Reiz hat. Bei THE TOWN war es eher so, dass die Leute aus Armut und fehlenden Perspektiven zu Bankräubern werden, oder? Im Vergleich also deutlich weniger cool…