HARD POWDER und das Unbehagen des Gangster-Genres

Gangster und Gegner in komplizierten Familien-Beziehungen (Filmstill, StudioCanal)

Die Geschichte von HARD POWDER fällt flach aus. Ein Vater rächt sich an Gangstern, die seinen Sohn umgebracht haben, und löst damit eine Spirale der Gewalt aus.

Stichwort: Gangster-Genre im Mix mit dem Einsamer-Rächer-Genre.

Das eigentliche Problem, sein Ungenügen, den Zuschauer zu begeistern, emotional zu bewegen, liegt im ästhetischen Gesamtkonzept verborgen.

Die Figuren sind viel zu idiosynkratisch, als dass sie lebendig sein könnten. Sie existieren nur als Filmfiguren, ihnen fehlt mindestens eine zusätzliche Dimension, um zu gefallen oder wenigstens Interesse zu wecken. Sie sterben einer nach dem anderen, ohne sich jemals groß zu wehren. Sie stehen im Zeichen des Genres, dem hier eine unoriginelle Interpretation zuteil wird.

Der Film will das Töten nicht ausstellen, sondern als eiskalten Akt zeigen: Stylisch, mit viel Schnee, etwas exzentrisch, sehr weiß und so gefühlskalt, dass jegliches Handlungsmotiv, jegliche menschliche Wärme im Keim erstickt wird – cool, eben.

Die Entscheidungen der Figuren, ihre Sympathien und Motivationen, die Allianzen und Verstrickungen sind so künstlich, als Zuschauer wünsche ich mir Action als reinen Unterhaltungswert herbei, um diesen nichtssagenden, wertlosen Beziehungen zu entfliehen. Doch ist die Action zu schlicht inszeniert, zu schnell abgehakt.

Gangster und Unschuldige verschwinden einer nach dem anderen von der Erdoberfläche. Mord im Film wird zu einer schwarzen Texttafel, die eingeblendet wird, um den Verlust der Figur anzudeuten. Keine wirkliche dramatische Steigerung findet statt, es ähnelt einer Aufzählung, eine Namensliste aus Gefallenen.

Kurz: Szenen, die Originalität missen lasse, keine positiv-anregende Beziehung zeigen oder wo einfach nichts auf dem Spiel steht, kann auch die ästhetisch anspruchvollste Bildgebung nicht vor dem Abgrund der Bedeutungslosigkeit retten.

Ein anderes Problem: Weiße Männer in Anzügen, die effizient ihren Job erfüllen, sind einfach langweilig. Filme können dies nicht verbergen, sondern ziehen diese natürliche Tatsache ins gleißende Licht des Vorführung.

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