
Starbesetzte Mainstream-Komödien anspruchsvoll zu schreiben ist schwer. Sie müssen zum einen ethisch sauber und massentauglich (d. h. für alle Märkte der Welt) wirken, zum anderen müssen sie auch wirklich Neues bieten können – sonst geht ja niemand mehr ins Kino.
BAD SPIES ist der Prototyp dieser Mainstream-Komödien, die zunehmend vom Dunkel der Kinosäle ins Helle der Streaming-Plattformen abwandern. Leider wäre auch dieses Exemplar einer verfehlten Komödie besser bei Netflix als auf der Leinwand aufgehoben.
Schauen wir uns an, woran der Film scheitert. Der erste Akt möchte die Heroine auf Reisen schicken. Sie soll einen Auftrag, den ihr Ex-Boyfriend angenommen hat und an dem er arbeitet, zu Ende bringen.
Okay.
Das könnte man eventuell noch glaubwürdig und überzeugend motivieren: Eine Szene, die uns zeigt, dass die Heldin über die benötigten Fähigkeiten verfügt – aber sie ist noch zu schüchtern oder gehemmt, um sie zielführend einzusetzen. Eine andere Szene, wo ihr eine ähnliche Verantwortung übertragen wurde, sie aber daran scheitert oder den Auftrag gar nicht erst annimmt. Und schließlich die dritte Szene, in der sie ihr Boyfriend hinaus in die Welt schicken muss – gegen ihren und seinen Willen, aber es muss so sein. Und diesmal nimmt sie an. In drei Charakter-Szenen hätten wir unsere Heldin ready für den zweiten Akt. Ihre Entwicklung könnte so „plausibel aufgehen“.
Aber in BAD SPIES kommt ein weiterer Moment hinzu, eine emotionale Belastung, die das Gefüge aus den Gleisen hebt: Der blutige Tod des Boyfriends vor den Augen seiner Freundin. Ein traumatisches Erlebnis.
Die an den Tod anknüpfende Szene entbehrt dann jeglicher psychologischer Glaubwürdigkeit und „verliert“ den Zuschauer: Die Heldin muss bei Verstand bleiben und sich vor dem Zuschauer rechtfertigen, nach diesem Ereignis inkognito in ein Flugzeug zu steigen und nach Wien zu fliegen. Der Dialogaustausch mit der Freundin wirkt so sehr an den Haaren herbeigezogen, dass er nicht einmal der Absurdität der Situation Rechnung trägt.
Klar. Ähnliche Szenen kommen besonders in komplexen Genre-Filmen zur Anwendung: Ich denke hier an Figuren, die uns Zeitreisen erklären und es so ausführlich machen, dass man als Zuschauer gar nicht mitkommt usw. Die Szenen transportieren weniger Informationen oder emotionale Konflikte, als dass sie den Zuschauer bei der Plot-Stange halten sollen, Unglaubwürdigkeit schwächen und Plausibilität schaffen sollen.
Diese Art von Szenen sind immer etwas peinlich anzuschauen. Und hier noch mehr als sonst.
#drehbuch #badspies