
Auch die zweite Staffel von MINDHUNTER beweist, dass die Serie zu dem besten gehört, das gerade die Streaming-Dienste im Angebot haben.
Zwischen beiden Staffeln scheint keine Zeit vergangen zu sein, Episode eins der neuen wirft uns zurück in das Finale der ersten Staffel. Agent Holden Ford hat einen Panikanfall, die anderen beiden Kollegen aus dem Triumvirat werden zum Babysitting verdonnert – und befördert.
Die Geschichte mit den Panikattacken verlieren die nächsten Episoden zunehmend aus dem Blick. Auch andere Nebenhandlungen, die ich für Staffelbögen gehalten habe, werden nicht weiter verfolgt – die Psyche der Serien-Killer übt einfach eine zu starke Faszinationskraft aus, als dass wir uns mit den Befindlichkeiten von Normalo-Bürgern aufhalten können.
Trotzdem werden alle Folgen, alle Serien-Killer-Interviews von einem Thema beherrscht.
Nicht die thematische Einheit der Serie, sondern die Konsequenz, mit der diese verfolgt wird, fand ich überraschend und beeindruckend.
Es geht um Kinder. Genauer: Um den Einfluss, den Erwachsene auf Kinder ausüben. Sind manche Menschen von Geburt an schlecht – oder werden sie dazu gemacht? Diese Frage verfolgt die zweite Staffel von MINDHUNTER mit der ganzen zurückgehaltenen Brutalität und Grausamkeit, die wir aus der ersten Staffel zu lieben gelernt haben.
Doch wird die Frage aus der Perspektive der Eltern gestellt. Soll ich mein Kind schützen? Wie weit muss ich gehen, wie kann ich überhaupt mein Kind schützen? Welchen Anteil haben Kinder an ihrem eigenen Schicksal? Welchen Anteil haben Eltern an der Schuld der Kinder?
Der Adoptiv-Sohn von Bill Tench wird in einen grausamen Vorfall verwickelt. Wendy Carr verliebt sich in eine Mutter, die ihr Kind von ihr abschottet. Und Holden, bei dem die Fäden des Main Plots zusammen laufen, hat es mit einem Kindermörder in Atlanta zu tun.
Nicht nur das: Auch in den Interviews mit den Serien-Killern schimmern die beklemmenden Beziehungen zu den Eltern durch. (Hier eine Liste der berühmten Persönlichkeiten.)
Die meisten Predators sind männlich. Es gilt dann folgerichtig darum, nicht nur die Kinder, sondern vor allem die Jungen von den Erwachsenen zu retten und zu beschützen. Schließlich stellen gerade die Jungen die potentiellen Mörder von morgen.
Den Höhepunkt der Gespräche bildete für mich das Interview, in dem Bill Tench mit Charles Manson über Kindererziehung diskutiert. Manson durchstößt für einen Moment auch Tenchs harte Schale.
(Die letzte Folge nimmt auf seine Art das Medienspektakel um O. J. Simpson vorweg. Die Ausgegrenzten und Benachteiligten vergeben die Ignoranz des Weißen Mannes nicht. Auch wenn er dieses eine Mal in einer bestimmten Sache Recht behält.)
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