Loriot gehört zu den Klassikern – der Mensch ebenso wie sein Werk. Als ich Loriots KUNSTPFEIFER seit langer Zeit wieder einmal gesehen habe, fiel mir auf, wie klar und einfach (als Gegensatz von: unnötig kompliziert) der Sketch gestaltet ist. Der Sketch dauert zwei Minuten und vierzig Sekunden – und in dieser Zeit finden sich gängige universelle Gestaltungselemente einer Art von Dramaturgie, die auch bei Filmen Verwendung findet.
Der Konflikt: Kurz nach der Einführung geht es einzig um die Frage, ob der Kunstpfeifer den ungläubigen Moderator von seiner Pfeifkunst wird überzeugen können. Der Moderator meldet Zweifel an, wird aber am Ende umgestimmt. Der Konflikt steigert sich, bis der Moderator sich vorlehnt, den Pfeifer bedrängt. Der Konflikt endet mit der Klimax: Der Moderator pfeift selber, wird aber zurecht gewiesen, der Kunstpfeifer demonstriert seine Kunst.
Der Sketch gründet sich auf einer einfachen Prämisse: Der Moderator glaubt dem Pfeifer nicht. Die Unterbrechung wird deutlich gemacht durch eine Wiederholung: Der Pfeifer spricht zweimal und beide Male dasselbe. Beim zweiten Mal jedoch wird er vom Moderator unterbrochen – ein Zeichen für den Sinneswandel des Moderators.
Zuletzt gründet sich der Erfolg und Großartigkeit der zwei Minuten und vierzig Sekunden auf der Tatsache, wie gut nachvollziehbar und plausibel der aufkommende Zweifel, die Konfrontation und die Auflösung durch (pfeifende) Überzeugung gezeichnet wurden.
Die Komik hingegen fußt auf einer anderen Konstante: Der Tatsache, dass sich der (Fernseh-)Zuschauer gerne den Charakteren überlegen fühlt. Einen schlechten Pfeifer als Könner und das Pfeifen überhaupt als Kunst anzuerkennen, mutet einfach absurd an.
#dramaturgie #loriot