„He was my friend.“ – „We gotta burn what’s left of him.“ – Über den Erzählton bei John Carpenters THE THING

MacReady ist es nicht nur dem Namen nach (Filmstill)

„He was my friend.“ – „We gotta burn what’s left of him.“

Der Dialog stammt aus John Carpenters Body-Horror-Klassiker THE THING. Ich habe den Film nun gut ein Dutzend Mal gesehen. Noch immer fasziniert mich die Story, gruseln mich die Suspense-Momente und noch immer finde ich Details, die mir etwas über einen stimmigen und packenden Film beibringen.

THE THING bietet keinen Nervenkitzel, die wenigsten John Carpenter Filme tun dies. Trotzdem ziehen mich die langen Flure, die Schneelandschaft und die unterirdische Höhle zu sich. Der Film packt mich durch seine Atmosphäre, die Soundeffekte und Musik, die Mise en Scène, das Schauspiel und die kargen, trockenen Dialoge – und seinen Erzählton. Und den schauen wir uns mal kurz genauer an.

Der Film beginnt gleich in medias res: Ein Hund wird von einem Helikopter gejagt, flüchtet sich in eine amerikanische Polar-Station. Die Jäger sterben. Der Film verzichtet auf eine elaborierte Einführung aller Figuren. Einzig MacReady dürfen wir zuschauen, wie er ein Spiel gegen einen Computer verliert – und dann kurzerhand die Maschine zerstört. Die Szene dient der Charakterisierung der Figur und ist zugleich ein Moment des Forshadowing: Denn genau dieselbe Art der Entscheidung trifft MacReady am Ende, er wird das komplette Lager vernichten, um das Wesen zu töten.

Der rasante Einstieg in die Geschichte mit einem Überlebenskampf, die größtmögliche Konzentration auf einen Handlungsort (die Station), die überschaubare Anzahl der Figuren, das Aufdecken eines Geheimnisses – das verdichtet die Handlung zu der finalen Konfrontation: Mensch gegen Alien. Nun gilt es, wie in einem Krimi, den Außerirdischen in der Runde zu jagen und zu töten. Jeder ist verdächtig, ähnlich wie beim ORIENT EXPRESS von Agatha Christie.

Die Erzählung – Horror-Genre-Regeln beachtend – konzentriert sich auf Point of View Einstellungen, die mit einer allwissenden Kamera-Perspektive zwischengeschnitten werden. Die Kamera fährt die Flure rauf und runter, weiß genau im richtigen Moment wegzuschwenken und uns eine wesentliche Information vorzuenthalten. Das macht die Erzählung spannend.

Etwas Besonderes fügt sich dem hinzu: das elliptische Erzählen. Vieles erfahren wir nur von den Figuren, die es uns erzählen. Es gibt keinen visuellen Beweis. Damit wird der Zuschauer in dieselbe Position gesteckt wie MacReady, der blind vertrauen muss.

Die Ermittlung eines Eindringlings macht nichts schwieriger, als wenn man sich nicht auf das Gesagte verlassen kann. Und genau dies geschieht bei THE THING. Großartig!

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