Es macht wirklich großen Spaß, Luke Evans als Gaston zu erleben. Trotzdem bleibt doch ein merkwürdig schales Gefühl, wenn man BEAUTY AND THE BEAST schaut. Vermutlich geht es Zuschauern so, die Disneys Zeichentrickfilm von 1991 verehren. Und ich zähle den Zeichentrickfilm noch immer zu meinen Lieblingsfilmen.
Emma Watson und ihr Team verfolgen in der Live-Action Verfilmung einen merkwürdigen Ansatz. Zum einen werden Töne und Bilder der Vorlage genommen und mit Hilfe von Set-Design und VFX penibel genau nachgestellt. Zeichentrick-Bilder werden mit richtigen Menschen belebt. Doch gleichzeitig, da reale Menschen über die Leinwand schreiten, dringt Psychologie und „Realitätssinn“ in die Märchenwelt. Die Figuren sollen „komplexer“ werden, als sie in einem Zeichentrick sein können und dürfen.
Zeichentrickfiguren sind „eindeutiger“ als menschliche Schauspieler, der Ausdruck ist stets greifbar und dominant. Schauspieler bringen immer eine zusätzliche Dimension ins Bild, die den Ausdruck „trübt“ – oder zumindest die Eindeutigkeit des Schauspiels hemmt. Diese Differenz in der Beschaffenheit beider Filme wird nie überwunden, obwohl das Remake es versucht.
Diverse Szenen wurden hinzugeschrieben, die uns die Figuren als psychologisch komplex vorführen sollen. Doch das Resultat ist ein merkwürdig lebloser und liebloser Film, der das Gefühlspathos, das wir Zeichentrickfiguren zubilligen, unnachgiebig mit Psychologie unterwandert.
Vielleicht kann man hier wirklich von einem Pastiche im Gewand eines Remakes sprechen. Ein lebloses Imitat, das Hommage auf einen großartigen Film und die Kraft der Liebe sein möchte, aber sich wie eine nüchterne Satire anfühlt.
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST gibt es aktuell auf Netflix zu sehen.