Le monde est à toi

Ein schöner Film und so französisch, wie nur die Filme der Franzosen sein können: Amour fou, aufdringliche-neurotische Mütter, Kleinkriminelle aus Paris und das Fehlen jeglicher psychologischen Glaubwürdigkeit in der Entwicklung der Figuren (die meisten der Figuren existieren ausschließlich als Filmfiguren). Die Rede ist von DIE WELT GEHÖRT DIR von Romain Gavras, der auf Netflix zu sehen ist.

Mir hat der Film gefallen. Die Story recycelt Versatzstücke des Heist- und Gangster-Genres (großartig!). Die einen oder anderen werden sich an Klassiker dieser Genres erinnert fühlen: OCEAN’S ELEVEN oder HEAT. Doch werden unterschiedlichste Elemente (Flüchtlinge, Drogen, Bandenkrieg, Kapitalismus und… Engländer) so merkwürdig miteinander kombiniert, der Film wirkt trotz der allzu offensichtlichen Genre-Anspielungen originell und lebendig.

Das liegt vor allem an der Regie-Führung. Romain Gavras nutzt z. B. wunderbar nachlässig inszenierte Plansequenzen in der Totalen, um seinem Helden zu folgen. Und das alles zu aufdringlichen Pop-Songs — für jemanden wie mich, der mit MTV-Video-Clips aufgewachsen ist und Filme von Wong Kar Wai liebt, ein tolles Filmerlebnis.

Die Story entzieht sich der Deutbarkeit bzw. es lohnt wenig, sich Gedanken um Figuren-Motivation und Plot zu machen. Muss man nicht immer tun.

Schön ist eben der Grundgedanke, den Gavras als Vertreter der Grande Nation einbringt: Filme sind mehr als nur abgefilmter Dialog in der Schuss-Gegenschuss-Auflösung. Gavras zeigt, dass und wie man als Filmemacher eine eigene Erzähl-Haltung etablieren kann.

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