Die öffentlich-rechtlichen Sender sind verdammt gute Ko-Produzenten. Wer hätte gedacht, dass ein Film über einen Kurator an einem Museum für Moderne Kunst in Schweden selbst zu Kunst werden konnte? – Ich spreche von Kunst im Gegensatz zu der Art, wie im Film davon die Rede ist, und zwar nicht zynisch sondern im besten Sinne!
THE SQUARE hat sich zum Programm gemacht, jegliche Form von Gesellschaft zu verunsichern. Was eigentlich oft Kunstwerke tun sollen, tut diesmal die Kunstindustrie, das Museum und all ihre Agenten. Der Film hält von Anfang bis zum Ende ein Prinzip durch, das es schon in einer der ersten Szenen etabliert: Eine Gemeinschaft (Reisende, Museumsbesucher, Gäste im Ballsaal,…) wird durch einen Fremdkörper in ihrer Mitte zutiefst verunsichert und muss darauf reagieren, wie auch immer: mit Diskussion, Ausschluss, Ignoranz, Gewalt.
Die Fremdkörper sind Hilfesuchende, eine Sinti & Roma Frau beim Burger-Laden, ein kleiner Junge aus einer armen Familie, schließlich auch ein Künstler, der als Affe (großartig!) einen Ballsaal besucht und in Beschlag nimmt.
THE SQUARE überrascht: Museum und Kuratieren scheinen nicht das Umfeld zu sein, in dem aktuelle Probleme der europäischen Union und grundsätzlich das zwischenmenschliche Miteinander verhandelt werden möchten — aber sie werden auf so brisante und erfrischende Art dramatisiert, wer möchte nicht die europäische Flüchtlingskrise anhand eines schwedischen Museums als Metapher erleben?
Absolute Schau-Empfehlung meinerseits!