Figuren haben Eigenheiten, Charakterzüge usw. – klar. Aber sie handeln und lösen auch Situationen auf eine bestimmte Art und Weise. Und wie sie etwas lösen, wie sie in einer Situation reagieren, das sollte in einem Film einheitlich sein. Wenn es einheitlich geschrieben ist, dann wirkt die Figur glaubhaft, nimmt den Zuschauer ein. Und schon ist die Figur ein Empathie-Träger.
Nehmen wir Richard Kimble von THE FUGITIVE als Beispiel. Er ist ein schweigsamer Mann, bärtig, aber verschmitzt, hinter all der Gesetztheit des älteren Herren schimmert immer wieder ein kleiner Junge durch – eine typische Harrison Ford Rolle eben.
Er ist hilfsbereit, er hilft, wenn er kann. Wenn andere vor der Gefahr weglaufen, bleibt er, um zu helfen. Das ist sein wesentlicher Charakterzug als Arzt, diese Eigenheit behält er immer bei.
Er hilft dem niedergestochenen Wachmann und wirft ihn aus dem Bus, bevor der Zug den Bus niederrollt.
Er hilft dem Kind auf dem Krankenbett, das eine falsche Diagnose von seinem Arzt bekam.
Er hilft Samuel Gerard und erschlägt den Angreifer, rettet Gerard damit das Leben.
Und alles immer unter Gefahr, manchmal sogar unter Lebensgefahr.
Ein Flüchtender, der bleibt, um zu helfen. Ein schöner Kniff: Das bringt Bewegung in die Figur und lässt sie nicht zum Spielball der äußeren Handlungen und Gefahren werden. Zugleich erkennen wir in der Figur menschliche Regung – und schon fühlen wir mit ihr.