Adler warten nicht bis zum Ende für den ersten Kuss

Auf die Mischung kommt es an, besonders wenn man solch eine ungewöhnliche romantische Komödie wie LEGAL EAGLES schreibt… Auf die Mischung und das richtige „Abschmecken“ unterschiedlicher Erzähltonalitäten. Ivan Reitmanns Komödie will eine romantische Komödie sein – wie ungewöhnlich deshalb, dass mehrere Mordfälle passieren und der Mann in der Mitte des Films mit einer viel hübscheren Frau als seiner großen Liebe schläft.

Die Story ist hanebüchen und strapaziert die Glaubwürdig auch des naivsten Zuschauers. Aber das ist nicht schlimm, wir wollen schließlich erleben, wie sich zwei Stars in der Rolle von zwei Menschen, wegen der Herkunft und ihres Charakters absolute Gegensätze, unsterblich verlieben. Vor allem dafür stehen wir in der Schlange an der Kinokasse.

Die Prämisse der romantic comedies hat sich LEGAL EAGLES auf die Fahne geschrieben, dafür opfert er in manchen Szenen Glaubwürdigkeit und die kohärente Entwicklung der Charaktere. Schwierig wird es in der Tat, wenn Mord und Gewalt als eruptives Moment auf Romantik treffen. Besonders deutlich wird diese unvereinbare Diskrepanz in der Szene, in der die beiden Turtel-Adler von einem Killer gejagt werden. Er will sie überfahren, das misslingt, er schießt auf sie mit einer Schrotflinte, der Held kann ihn zusammenschlagen – und keine zehn Sekunden später geht der Film mit dem heiteren Wortwitz des zukünftigen Paares weiter. Die Gewalt hinterlässt keine Spur an den Figuren, weder am Körper noch im Geist.

Der Film ließ mich in der Szene emotional fallen. Wie hätte man die Gewalt in die Komödie einschreiben können? – Als Beispiel für Gewalt und Brutalität in locker-leichten romantischen Komödien fällt mir nur MR. & MRS. SMITH ein: Zwei Killer, die sich hassen und jagen, entdecken, dass sie heimlich miteinander verheiratet sind. Hier tut die Gewalt der Romantik keinen Abbruch, denn die Inszenierung ist over-the-top, Gewalt und Brutalität gehört zur dieser Welt der Romantik wie eine Autojagd zum Actionfilm.

Bei LEGAL EAGLES aber bleibt die Gewalt etwas Besonderes, Traumatisches. Das wird ständig behauptet, die Erfahrung aber verwehrt. Schade!

Was ungewöhnlich war: Die Frauen buhlen um den Mann – er schläft sogar mit einer anderen, obwohl sich die Romanze mit der Kollegin und Konkurrentin anbahnt. Sie verzeiht ihm schließlich, natürlich, die Liebe ist zwingend, seine Reue vielleicht auch.

Was wunderbar war: Der erste Kuss. Flüchtig, kurz bevor sie sich nach einem langen Arbeitstag trennen, hält er ihr die Tür auf. Ein Wagen und Ausprobieren, zärtlich, beide schüchtern und verlegen. Und das nicht am Ende des Films, wenn sich die Lippen endlich selbstsicher suchen und finden. Sondern ungefähr in der Mitte des Films. Überraschend romantisch.

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