Die Szene kennt fast jeder Netflix-User und Serien-Enthousiast: Die Parallelwelt des Monsters in STRANGER THINGS, das Upside-Down, ist ein Raum, der jeglicher Raumkoordinaten entbehrt. Einzig die Spiegelung auf dem Boden, der wasserartig glatt ist, aber den Schritten nie nachgibt, gibt den Menschen Orientierung. In diesem luftleeren, pechschwarzen Raum jagt und haust das Monster. Wenige wissen, dass dieser Raum eins zu eins aus einem anderen Film stammt, aus Jonathan Glazers Meisterwerk UNDER THE SKIN.
In UNDER THE SKIN wird dem Raum im Gegensatz zu STRANGER THINGS eine genaue diegetische Markierung verweigert. Was heißt das? – Als Zuschauer können wir nur erahnen, wann dieses pechschwarze, außerweltliche Raumgefüge erscheint, in das das Monster The Female (Scarlett Johansson) seine Opfer entführt und, nach einem Verführungsprozess, tötet. Der Raum ist ihr Zuhause, ihr Heim, und zugleich ihre Falle, ihr Spinnennetz, in dem sich die Männer verfangen.
STRANGER THINGS reduziert das Monster in eine blutrünstige Genre-Kreatur – durchaus mit Bravour -, die den Kindern Angst einjagt. UNDER THE SKIN erzählt für Erwachsene, wie es ist, als Monster zwischen zwei Welten zu wandeln, als Fremde in der alltäglichen Welt den eigenen Körper zu erfahren und sich neu zu orientieren. Das Alltägliche erscheint somit dem Monster fremd, bleibt Substanz von Grauen und Staunen.
Das Verhätlnis von STRANGER THINGS und UNDER THE SKIN kann man so beschreiben: Umkehrung der Erzählperspektive im lichtlosen Raum.