SPEED

Ein mitreißender Film, in der Vertikalen wie auch in der Horizontalen: Jan de Bonts SPEED.

Drehbuchratgeber beschreiben oft einen Konflit zwischen Charakter (den inneren und äußeren Konflikten einer Figur) und dem Plot (der logisch-plausiblen Entwicklung einer Kette von Handlungsmomenten, die sich zu einer Geschichte verdichten). SPEED ist so toll und wunderbar, weil der Plot als Antwort auf die Probleme der Hauptfigur entworfen ist, die Charakter-Momente den Plot vorantreiben. Ein großartiger Action-Film.

Jack Traven (Keanu Reeves) ist eine Bombe, die man schwer kontrollieren kann. Sein Partner und Mentor Harry versucht, ihm mehr Ratio beizubringen. Selten mit Erfolg. Jack ist geladen, sein Finger am Abzug, seine Muskeln angespannt, er rennt zur Unglücksstelle, wo andere nur wegrennen. Er ist eine Bombe, die kurz davor steht, zu explodieren, ein einziger Affekt im Dienst der guten Sache, der Polizei.

Er explodiert, als sein Mentor getötet wird. Howard Payne hat ihn getötet und ist eine genial sadistische Figur. Action-Filme haben das Problem, dass die Bosheit der Bösen schnell alles Maß übersteigt und die Charaktere in den Wirbel von Klischees und Abziehfiguren befördert. Dennis Hoppers Figur aber bleibt sadistisch böse und glaubwürdig.

Warum? – Weil ihre einzige Motivation Geld ist. Keiner der Guten möchte es wahrhaben, jeder unterstellt ihm andere Motive für seinen Sadismus, aber es ist wirklich so einfach: Jemand, der durchgedreht ist und jetzt vom großen Geld träumt. Er ist Jacks Gegensatz in Fleisch und Blut: Hier die Wut, das Bauchgefühl, da die Intelligenz, die den Mentor beiseite räumt, die Welt mittels Fernsehbilder neu arrangiert.

Jack ist ihm nicht gewachsen, aber fast und dieses Fast reicht zum Glück für ihn und Annie aus. Man merkt dem Film seinen Entwurf stets an – die Geschichte mit ihren Charakter-Momenten wird souverän geführt, nie zweifeln wir im Moment an den getroffenen Entscheidungen der Figuren. Und das bei einem Action-Film! Eindrucksvoll und verdammt gut unterhaltsam!

 

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