WEISSENSEE

Dank des Dramaturgenverbandes für Film- und Fernsehdramaturgen VeDra und der VDD (Verband Deutscher Drehbuchautoren) konnte ich ein paar Drehbücher zu der erfolgreichen Serie WEISSENSEE lesen. Anette Hess und Friedemann Fromm zeichnen für die Bücher verantwortlich.

Die Serie kam bei Kritik und Publikum gut an, bei Netflix habe ich in ein paar Folgen reingeschaltet: Gut gemacht, aber… So war meine erste Einschätzung und ich habe die Serie nicht weiter verfolgt. Kritisch las ich nun zwei der Drehbücher, die frei online verfügbar sind.

Die Bücher sind richtig gut, verdammt gut geschrieben, der Dialog trägt, die Figuren sind richtige Figuren mit nachvollziehbaren und glaubwürdigen Charakterzügen, die Szenenbeschreibungen sind auf ein gesundes Maß reduziert, die Episoden wirken thematisch abgeschlossen und bringen die Handlung doch stets voran – als Berliner könnte man sagen: Da kannste nich‘ meckern.

Und doch: Ein Stachel blieb im Fleisch. So toll geschrieben und gut entworfen, wie die Serie allemal ist, schlagen manche Szenen mau auf. Wie ein lauwarmes Bad, das man warm vorfinden wollte, als man hineinstieg. Woran liegt es? – Nicht am Handwerk. Vielleicht an der Eigenart, die Szenen erwartbar zu beginnen und zu enden, die Erwartungshaltung der Zuschauer nicht zu strapazieren, die Überraschungen klein zu halten.

Die Alltäglichkeit der Szenen sind Bestandteil der entworfenen Welt, bestimmt, aber viele Szenen beginnen auf eine Art, die man so oft anderswo gesehen hat und sehr oft anderswo sieht. Vielleicht ist es aber auch nur, dass die gegebenen Antworten, die die Figuren über sich und die Welt geben, nie überraschen aber immer spot on ihre eigene Lage bewerten und analysieren. Da fehlt die menschliche Wärme des Irrtums.

Im Erzählfluss überraschen, die Handlung anders aufbereiten – das fehlte.

 

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